Uebersicht

Die Hölle.

Dreiunddreißigster Gesang.

1 Den Mund erhob vom schaudervollen Schmaus
Der Sünder jetzt, und wischt' ihn mit den Locken
Des angefressnen Hinterkopfes aus.
4 Er sprach: "Du willst zum Reden mich verlocken:
Verzweiflungsvollen Schmerz soll ich erneu'n,
Bei deß Erinnerung schon die Pulse stocken?
7 Doch dient mein Wort, um Saaten auszustreu'n,
Die Frucht der Schande dem Verräther bringen,
Nicht Reden werd' ich dann, noch Thränen scheu'n.
10 Zwar, wer du bist, wie dir hieher zu dringen
Gelungen, weiß ich nicht, doch schien vorhin
Wie Florentiner-Laut dein Wort zu klingen.
13 Du höre jetzt: Ich war Graf Ugolin,  13
Erzbischof Roger Er, den ich zerbissen,
Nun horch, warum ich solch ein Nachbar bin.
16 Daß er die Freiheit tückisch mir entrissen,
Als er durch Arglist mein Vertraun bethört
Und mich getödtet hat, das wirst du wissen.
19 Vernimm darum, was du noch nicht gehört,
Noch haben kannst  -  den Tod voll Graus und Schauer,
Und fass' es, wie sich noch mein Herz empört.
22 Ein enges Loch in des Verließes Mauer,
Durch mich benannt vom Hunger, wo gewiß
Man Manchen noch verschließt zu bittrer Trauer,
25 Es zeigte kaum nach nächt'ger Finsterniß
Das erste Zwielicht, als ein Traum voll Grauen
Der dunklen Zukunft Schleier mir zerriß.
28 Er jagt', als Herr und Meister, durch die Auen
Den Wolf und seine Brut zum Berg hinaus,
Der Pisa hindert, Lucca zu erschauen.  30
31 Mit Hunden, mager, gierig und zum Straus
Wohleingeübt, entsendet' er Sismunden,
Lanfranken sammt Gualanden sich voraus.
34 Bald schien im Lauf des Wolfes Kraft geschwunden
Und seiner Jungen Kraft, und bis zum Tod
Sah ich von scharfen Zähnen sie verwunden.
37 Als ich erwacht' im ersten Morgenroth,
Da jammerten, halb schlafend noch, die Meinen,
Die bei mir waren, und verlangten Brod.
40 Theilst du nicht meinen Schmerz, so theilst du keinen,
Und denkst du, was mein Herz mir kund gethan,
Und weinest nicht, wann pflegst du denn zu weinen?
43 Schon wachten wir, die Stunde naht' heran,
Wo man uns sonst die Speise bracht', und Jeden
Weht' ob des Traumes Unglücksahnung an.
46 Verriegeln hört' ich unter mir den öden,
Graunvollen Thurm  -  und ins Gesicht sah ich
Den Kindern allen, ohn' ein Wort zu reden.
49 Ich weinte nicht, so starrt' ich innerlich,  49
Sie weinten, und mein Anselmuccio fragte:
Du blickst so, Vater! ach, was hast du? sprich!
52 Doch weint' ich nicht und diesen Tag lang sagte
Ich nichts, und nichts die Nacht, bis abermal
Des Morgens Licht der Welt im Osten tagte.
55 Als in mein jammervoll Verließ sein Strahl
Ein wenig fiel, da schien es mir, ich fände

Auf vier Gesichtern mein's und meine Qual.

58

Ich biß vor Jammer mich in beide Hände,

Und Jene, wähnend, daß ich es aus Gier
Nach Speise thät', erhoben sich behende
61 Und schrie'n: Iß uns, und minder leiden wir!
Wie wir von dir die arme Hüll' erhalten,
O so entkleid' uns, Vater, auch von ihr.
64 Da sucht' ich ihrethalb mich still zu halten;  64
Stumm blieben wir den Tag, den andern noch.
Und du, o Erde, konntest dich nicht spalten!
67 Als wir den vierten Tag erreicht', da kroch  67
Mein Gaddo zu mir hin mit leisem Flehen:
Was hilfst du nicht? Mein Vater, hilf mir doch!
70 Dort starb er  -  und so hab' ich sie gesehen,
Wie du mich siehst, am fünften, sechsten Tag,
Jetzt den, jetzt den hinsinken und vergehen.
73 Schon blind, tappt' ich dahin, wo jeder lag,
Rief sie drei Tage, seit ihr Blick gebrochen,
Bis Hunger that, was Kummer nicht vermag."  75
76 Und scheelen Blickes fiel er, dies gesprochen,
Den Schädel an, den er zerriß, zerbrach
Mit Zähnen wie des Hundes, stark für Knochen.
79 O Pisa, du des schönen Landes Schmach,
In dem das Si erklingt mit süßem Tone,
Sieht träg dein Nachbar deinen Freveln nach,
82 So schwimme her Capraja und Gorgone,  82
Des Arno Mund zu stopfen, daß die Flut
Dich ganz ersäuf' und keiner Seele schone.
85 Denn, wenn auch Ugolino's Frevelmuth ,
Wie man gesagt, die Schlösser dir verrathen,
Was schlachtete die Kinder deine Wuth?
88 O neues Theben, war an solchen Thaten
Nicht ohne Schuld das zarte Knabenpaar,
Das ich genannt? nicht Hugo samt Brigaten?  -
91 Wir gingen nun zu einen andern Schaar,  91
Die, statt wie jene, sich hinabzukehren,
Das Antlitz aufwärts, eingefroren war.
94 Die Zähren selber hemmen hier die Zähren,
Drum wälzt der Schmerz, der nicht nach außen kann,
Sich ganz nach innen, um die Angst zu mehren.
97 Denn, was zuerst dem trüben Aug' entrann,
Das war zum Klumpen von Krystall verdichtet
Und füllte ganz die Augenhöhlen an,
100 Und ob vom Frost, der solches Eis geschichtet,
Mein Antlitz wie bedeckt mit Schwielen schien,
Und deshalb jegliches Gefühl vernichtet,,
103 Doch fühlt' ich, schien's, mir Luft entgegenziehn,
Drum sprach ich: ""Herr, wie mag hier Luft sich regen,
Wo nie die Sonne, dunstentwickelnd, schien?""
106 Und Er: "Du gehst der Antwort schnell entgegen,
Und siehst, wenn wir noch weiter fortgereis't,
Aus welchem Grund die Lüfte sich bewegen."
109 Da rief ein eisumstarrter, armer Geist:
"Grausame Seelen, ihr, die jetzt vom Lichte
Zu dieser letzten Stelle Minos weis't,
112 Hebt mir den harten Schleier vom Gesichte,
Damit ich lüfte meines Herzens Weh'n,
Eh neu die Thräne sich zu Eis verdichte."
115 Ich sprach: ""Soll dir's nach deinem Wunsch geschehn,
So nenne dich, und wenn ich's nicht erzeige,
So will ich selbst zum Grund des Eises gehn.""  116-117
118 Drauf Er: "Ich bin's, der Frucht vom bösen Zweige  118
Als Bruder Alberich dort angeschafft,
Und speise hier die Datteln für die Feige."
121 ""O,"" rief ich, ""hat der Tod dich hingerafft?""
Und Er zu mir: "Ob noch mein Leib am Leben,
Davon bekam ich keine Wissenschaft,
124 Denn Ptolommäa hat den Vorzug eben,
Daß oft die Seele stürzt in dies Gebiet,
Eh' ihr den Anstoß Atropos gegeben,
127 Und daß du lieber mir vom Augenlied
Verglas'te Thränen nehmest, sollst du wissen:
Sobald die Seele den Verrath vollzieht,  129
130 Wie ich gethan, wird ihr der Leib entrissen
Von einem Teufel, der dann drin regiert
Bis an den Tod, indeß in Finsternissen
133 Des kalten Brunnens sie sich selbst verliert.
  Vielleicht ist oben noch der Körper dessen,
  Der hinter mir in diesem Eise friert,
136 Kommst du von dort, so magst du's selbst ermessen.
  Herr Branca d'Oria ist's, der jämmerlich  137
  Schon manches Jahr im Eise fest gesessen."
139 ""Ich glaube,"" sprach ich, ""du betrügest mich,
Denn Branca d'Oria ist noch nicht begraben ,
Und ißt und trinkt und schläft und kleidet sich.""
142 Und Er darauf: "Es konnte jenen Graben,
An dem beim Pech die Schaar von Teufeln wacht,
Noch nicht erreicht Herr Michel Zanche haben,
145 Da war sein Leib schon in des Dämons Macht.
So ging's auch dem von d'Oria's Geschlechte,
Der den Verrath zugleich mit ihm vollbracht.
148 Jetzt aber strecke zu mir her die Rechte,
Und nimm das Eis hinweg"  -  doch that ich's nicht,
Denn gegen ihn war Schlechtsein nur das Rechte.
151 O Genua, Feindin jeder Sitt' und Pflicht,
Ihr Genueser, jeder Schuld Genossen,
Was tilgt euch nicht des Himmels Strafgericht?
154 Ich fand mit der Romagna schlimmsten Sprossen
Der Euren Einen, für sein Thun belohnt,
Die Seel' in des Cocytos Eis verschlossen,
157 Deß Leib bei euch noch scheinbar lebend wohnt.

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Vierunddreißigster Gesang

Erläuterungen:

13  Graf Ugolino della Gherardesca, aus einem alten pisanischen Geschlechte und Heerführer der Republik Pisa, verlor, nachdem er durch glückliche Kriegsthaten seine Vaterstadt zur höchsten Stufe der Macht emporgehoben, gegen die Genueser die Seeschlacht bei der Insel Meloria, durch welche Pisa's Macht tief darniedergebeugt wurde. Dennoch ward er zum Podesta von Pisa erwählt, in welchem Amte die Würde des obersten Heerführers mit der des Richters vereinigt war. Im Besitze der höchsten Gewalt bot er Alles auf, um die gebeugte Macht der Republik wieder herzustellen, bewirkte, daß die Stadt zu der Guelfischen Partei übertrat, weil er nur hierdurch ein Bündniß mit Florenz zu schließen hoffen durfte, und trat den Florentinern einige wenig bedeutende Schlösser ab. Selbst mit dem Erzbischof Ruggieri, einem Haupte der Ghibellinen, versöhnte er sich, obwohl er früher einen Neffen desselben in einer Anwandlung heftigen Zornes getödtet hatte. Dennoch verschwor sich Ruggieri mit anderen Ghibellinen, den Lanfranchi, Gualandi und Sismondi, den mächtigen Ugolin, den Mörder seines Neffen, zu verderben. Die Hindernisse, welche dieser dem Frieden mit Genua entgegenstellte, und Ugolino's eigner Uebermuth brachten die im Stillen verbreitete Gährung des Volks zum Ausbruche. Aus einem gegen ihn erregten Aufstande suchte er sich nach Lucca zu retten, aber unterwegs eingeholt, wurde er mit zwei Söhnen, Uguccione und Gaddo, und zwei Enkeln, Anselmuccio und Brigata, in den Thurm der sieben Straßen geworfen. Was er früher gethan, rechnete man ihm nun als Verrath an und hielt ihn neun Monate lang in jenem Kerker mit den Seinigen gefangen. Endlich im Jahre 1289 schloß sich auf Ruggieri's Veranstaltung für immer die Thür des Thurmes, dessen Schlüssel man in den Arno warf. So wurden die Unglücklichen dem Hungertode preisgegeben. Das Gefängniß erhielt nach dieser schauderhaften Begebenheit den Namen des Hungerthurms.

30  Der Berg San Giuliano, der zwischen Pisa und Lucca liegt. Der Traum deutet, wie wir sehen, auf die Flucht Ugolino's und seine Gefangennehmung. Daß er sich als Wolf bezeichent, beweist ebenso, wie die Stelle, welche der Dichter ihm angewiesen, daß dieser ihn des Verraths am Vaterlande wirklich für schuldig gehalten hat.

49  In der ganzen schauderhaften Handlung sehen wir die Söhne und Enkel Ugolino's als Jünglinge und Knaben sich betragen, und V. 88 ff. ist ihr jugendliches Alter, nach welchem sie an den dem Vater zur Last gelegten Verbrechen unschuldig sein mußten, bestimmt ausgesprochen. Dennoch ist erwiesen, daß der jüngste der Enkel bereits verheirathet war. Indessen wird Niemand dem Dichter einen Vorwurf darüber machen, daß er die historische Wahrheit dem poetischen Zwecke aufopferte, der nur dann vollkommen erreicht werden konnte, wenn wir die Angehörigen als Unschuldige, ja des Verbrechens noch Unfähige gemordet sehen.

64  Im Original weit schöner und ausdrucksvoller: Da beruhigt' ich mich, um sie nicht trauriger zu machen. [Dante (Zanichelli 1987):  "Queta'mi allor per non farli più tristi..."  -  Karl Bartsch übersetzt 1877: "Um ihretwillen sucht' ich mich zu zwingen..." -  Otto Gildemeister 1888: "Da mußt' ich ihrethalben mich bezwingen."   -  Hermann Gmelin 1949: "Da war ich still, sie mehr nicht zu betrüben..."]

67  Im Originial wörtlich: Als wir den vierten Tag erreicht, warf sich Gaddo ausgestreckt zu meinen Füßen hin. Der Kundige, welcher von den Gränzen der Uebersetzungskunst einen Begriff hat, wird den Uebersetzer entschuldigen, wenn derselbe lieber einen minder bedeutenden Zug hat durch einen andern ersetzen, als durch erzwungene Wortstellung und schiefe Ausdrücke den Eindruck der gewaltigen Darstellung stören wollen. [Bei Dante: Poscia che fummo al quarto dì venuti,/Gaddo mi si gettò disteso a' piedi, ..."  -   Bartsch: "Als ich empor den vierten Tag sah steigen,/Fiel Gaddo mir gestreckt zu Füßen hin. ..."  -   Gildemeister: "Als nun erschien das vierte Tageslicht,/Fiel Gaddo hin vor mir; ich hört' ihn flehen, ..."  - Gmelin: "Als wir zum vierten Tag gekommen waren,/ Warf Gaddo sich mir lang zu meinen Füßen...."]

75  Im Original: Dann vermochte der Hunger mehr als der Schmerz. Der Uebersetzer kann darin keinen andern Sinn erkennen, als den: Der grausamste Schmerz hatte es nicht vermocht, mich zu tödten, aber der Hunger vermochte es. Wie man indessen neuerlich einen Ruhm darin gesucht hat, in dieser Dichtung recht viel Neues, seit fünf Jahrhunderten unentdeckt Gebliebenes zu finden, so hat man auch herausgebracht, dieser Vers bedeute: Ungeachtet der Schmerz eine solche Handlung verbot, brachte mich doch der Hunger dahin,   -  die Leichen meiner Kinder anzufressen! In Wahrheit, man muß erstaunen, wenn man bemerkt, wohin menschlicher Scharffsinn, bis zum Ueber- und Aberwitz gesteigert, zu führen vermag! Mit sicherer Meisterschaft hat der Dichter sich auf der äußersten Gränze zwischen dem Schrecklichen und Abscheulichen zu bewegen gewußt. Und nun soll er mit Gewalt in das letztere hinübergetrieben, alle Theilnahme an dem Unglücklichen, alles Erhebende, was das Schaudergemälde in sich schließt, soll zerstört werden! Wenn wir den Vater, so lange noch eins der Kinder lebt, um sie zu beruhigen, den qualvollsten Seelenschmerz in sich verschließen und die Folter des Hungers schweigend ertragen, erst nach dem Tode Aller seinem Jammer durch das Ausrufen ihrer Namen Luft machen, den durch das Vergehen seiner Kräfte Erblindeten noch auf die Leichen der Geliebten hinwanken sehen  -  dann erhebt uns diese großartige Standhaftigkeit, diese Liebe, über die Schrecken der Jammerscene und giebt unserm Gemüthe einen sittlichen Genuß, welcher uns ihre Schauer erträglich macht. Aber man denke, daß der Vater sich vom Fleische der todten Kinder nährt, die sich selbst ihm zur Nahrung darboten  -  daß der Greis vom Hunger zu dem Scheußlichen getrieben wird, und das thut, was selbst den Kindern nicht in den Sinn kam, ungeachtet im jugendlichen Alter der Trieb des Hungers ärger quält und von Selbstbeherrschung bei Kindern nicht die Rede sein kann,   -  und man wird das Buch mit Ekel und Unwillen aus der Hand werfen.

[Zum selben Thema schreibt Umberto Bosco in Enciclopedia Dantesca, Istituto della Enciclopedia Italiana 1976, Vol. V. Pag. 799:

" ..... Le due interpretazioni sono entrambe, in sè, legittime, nè esistono ragioni storiche che spingano a preferire l'una all'altra, se non la considerazione che quando, nel marzo 1289, all'arrivo a Pisa di Guido da Montefeltro la prigione fu aperta, il conte fu trovato morto da poco, assieme ai figli e ai nipoti, mentre l'antropofagia avrebbe forse potuto sostenerlo in vita ancora pochi giorni; e soprattutto i sopravvenienti avrebbero certo trovato carni morse, ossa rosicchiate e altre tracce dell'orribile pasto; e se le avessero trovate, la cosa avrebbe suscitato enorme scalpore, mentre non ci resta che un cenno, che è anche di dubbia interpretazione, in una cronica fiorentina del Duecento (cfr. Schiaffini, Testi 133). Comunque, la scelta tra le due spiegazioni dipende dall'interpretazione generale dell'episodio: e quella della morte per inedia è la sola che si attagli alla ricostruzione della figura di U. quale l'abbiamo tentata nelle colonne precedenti."]

82  Capraja und Gorgone, kleine Inseln nicht weit vom Ausflusse des Arno.

91  Die Dichter betreten die dritte Abtheilung, Ptolommäa.

116-117  In diesen Versen liegt ein Doppelsinn, den der Dichter absichtlich hineinlegt, um den Verdammten zu täuschen. Dante hat ohnehin die Absicht, zum Grunde des Eises niederzusteigen, und kann sich daher unbedenklich anheischig machen, dies zu thun, wenn er nicht das Verlangte gewähre. Wenn man auch der Aeußerung V. 150 die Deutung geben wollte, der Dichter glaube, es sei Unrecht, die Strafe, die Gott aufgelegt, duch Gefälligkeit zu lindern, so wird man doch nicht umhin können: sein sittliches Gefühl durch diesen Zug verletzt zu finden. Doch möge man bedenken, daß der Dichter in diesem Theile nur die Sünde erkennen, im folgenden aber erst von derselben sich reinigen soll.

118  Bruder Alberich aus Faënza, einer von den Lustbrüdern (s. Anm. Ges. 23. V. 103), lud einige seiner Ordensgenossen, mit welchen er sich verfeindet hatte, zu einem prächtigen Versöhnungsmahle. Am Ende desselben gab er durch den Ausruf: Tragt die Früchte auf! versteckten Mördern ein Zeichen, auf welches sie hereinstürzten und die Gäste umbrachten.

129  Eine höchst sinnreiche Beziehung der Strafe auf das Verbrechen. Wer Verrath an Vertrauten übt, dessen Seele wird sofort eine Beute der Höllenqual, welche im Leben Vorwurf, fruchtlose Reue und Selbstverachtung bereiten. Und wie die von ihr erzeugte Verzweiflung die wildesten und schlechtesten Leidenschaften aufregt, so scheint fortan nicht mehr eine Menschenseele, sondern ein Teufel den Leib des Verräthers zu regieren.

137  Branca d'Oria tödtete bei Tische seinen Schwiegervater, Michael Zanche, welchen wir oben im Pechpfuhle gefunden, um sich seines Amtes und seiner Reichthümer zu bemächtigen. Ihm half dabei ein Verwandter, der V. 146 erwähnt wird.