Uebersicht  

Das Fegefeuer.

Zwanzigster Gesang.

1 Schwer kämpft der Wille gegen bessern Willen1
  Drum zog ich ungern jetzt vom Quell den Mund,
  Weil Er es wünscht', ohn' erst den Durst zu stillen.
4 Wir gingen einen Weg, wo frei der Grund  4
  Zum Gehen war, entlang dem Felsgestade,
  Gleich engem Steg am Mauer-Zinnen-Rund.  6
7 Denn jene Schaar, die sich im Thränenbade  7
  Vom Uebel, das die Welt erfüllt, befreit,
  Versperrt' uns mehr nach außen hin die Pfade.
10 Du alte Wölfin, sei vermaledeit!
  Kein Thier erjagt sich Beute gleich der Deinen,
  Doch bleibt dein Bauch noch endlos hohl und weit.
13 O Himmel, dessen Kreislauf, wie wir meinen,
  Der Erde Sein und Zustand wandeln soll,
  Wann wird der Held, der sie vertreibt, erscheinen?  15
16 Wir gingen langsam fort und mühevoll,
  Ich horchend, als aus jener Schatten Mitte
  Ein jammervoller Klageton erscholl.
19 "Maria, süße!" klang's vor meinem Schritte.  19
  Und wie ein kreisend Weib zu jammern pflegt,
  So kläglich schien der Ruf der frommen Bitte.
22 "Du warst so arm," so sagt es dann bewegt,
  "Der Armuth sehn wir jene Kripp' entsprechen,
  In welche du die heil'ge Frucht gelegt."
25 "Fabricius, Wackrer!" hört ich's weiter sprechen,  25
  "Tugend mit Armuth schien dir mehr Gewinn,
  Als der Besitz des Reichthums mit Verbrechen."
28 Gar wohl gefiel mir dieser Rede Sinn,
  Und um zu sehn, wer von den Felsenbänken
  Sie ausgesprochen, wandt' ich mich dahin.
31 Und weiter sprach er noch von den Geschenken,
  Die Nicolaus gemacht den Mägdelein,  32
  Um sie zum Weg der Ehre hinzulenken.
34 ""O Geist, der du so wohl sprichst," fiel ich ein,
  ""Sprich jetzt, wer warst du, und aus welchem Grunde
  Erneust du hier so würd'ges Lob allein?  36
37 Nicht unbelohnt soll bleiben solche Kunde,
  Kehr' ich zurück zum Rest der kurzen Bahn
  Des Lebens, das da eilt zur letzten Stunde.""
40 Und Er: "Nicht will von dort ich Hülf' empfahn,  40
  Doch red' ich, denn mir strahlt im hellen Lichte
  Die Huld, die Gott dir vor dem Tod gethan.
43 Des Baumes Wurzel bin ich, der in dichte
  Umschattung hüllt die ganze Christenheit,
  Von dem man selten nur pflückt gute Früchte.
46 Doch wäre schon die Rache nicht mehr weit,
  Wenn Macht Gent, Brügge, Lill' und Douais hätten,
  Auch bitt' ich drum des Herrn Gerechtigkeit.
49 Hugo bin ich, der Stammherr der Capetten,
  Philipp' und Ludwige, die auf dem Thron
  Des schönen Frankreichs jetzt sich üppig betten.
52 Als ich lebt' in Paris, ein Metzgersohn,
  Erstarb der Königsstamm in allen Zweigen
  Und nur noch Einer lebt' in Schmach und Hohn,
55 Da macht' ich mir des Reiches Zaum zu eigen,
  Und so vermehrt' ich meine Macht alsdann,
  So sah ich sie durch Land und Freunde steigen,
58 Daß den verwais'ten Thron mein Sohn gewann,
  Von welchem nach dem Walten ew'ger Mächte
  Die Reihe der Gesalbten dort begann.
61 Bis der Provence Mitgift dem Geschlechte
  Der Meinen nicht die heil'ge Scham entriß,
  Galt's wenig zwar, allein vermied das Schlechte.
64 Seitdem verübt' es That der Finsterniß,
  Log, raubt' und stahl, worauf's aus Reu' und Buße
  Die Normandie und Ponthieu an sich riß.
67 Karl kam nach Welschland, und, aus Reu' und Buße,
  Köpft' er den Konradin, und sandte darauf
  Den Thomas heim zu Gott, aus Reu' und Buße. 43-69
70 Bald bricht ein andrer Karl im vollen Lauf,
  Denn besser sollt' ihr seine Sitt' erkennen
  Und seines Stammes Art, aus Frankreich auf.
73 Zur Rüstung wird er nicht sich Zeit vergönnen,
  Und nur mit Judas Lanze, so, daß dir,
  Florenz, der Wanst platzt, in die Schranken rennen.
76 Nicht Land, nur Sünd' und Schmach gewinnt er hier,
  Und trägt er sie gar leicht und unbefangen,
  So wird er einst noch mehr gedrückt von ihr.  70-78
79 En andrer Karl, im Seegefecht gefangen.
  Verschachert, wie die Sclavin der Corsar,
  Die Tochter, um das Kaufgeld zu empfangen.
82 Ach, was vermagst nicht du, o Geiz! Sogar
  Sein eignes Fleisch beut, schmählich überwunden
  Von deiner Macht, mein Blut zum Kaufe dar.  79-84
85 Doch ist der Frevel schon in Nichts verschwunden!
  Ich seh' Alagna, wo die Lilie weht!
  Seh' im Statthalter Christum selbst gebunden.
88 Seh' ihn darauf verspottet und geschmäht!
  Seh' ihn aufs Neue Gall' und Essig schmecken!
  Seh' ihn, der unter Räubern dann vergeht!
91 Den grimmigen Pilatus seh ich schrecken,
  Und, noch nicht satt, ihn, ohne Kirchenschluß,
  Die gier'ge Hand nach Kirchengütern strecken85-93
94 O Gott, was säumt dein Rächerarm? was muß
  So lang' an mir gerechter Unmuth nagen?
Die Frevler strafend, stille den Verdruß! -  
97 Du hörtest mich vorhin von Jener sagen97
  Die einzig ist des heil'gen Geistes Braut,
  Und dies bewog dich, nach dem Grund zu fragen.
100 Von ihr erklingt das Flehen leis und laut
Beim Tageslicht, doch von den Gegensätzen
Tönt unsre Klage, wenn die Nacht ergraut.  100-102
103 Dann denken wir Pygmalions mit Entsetzen,  103
  Der ein Verwandtenmörder ward, ein Dieb,
Und ein Verräther aus Begier nach Schätzen;
106 Des Midas, der so lang' im Elend blieb,  106
Das Jeden, der ihn sah, weil's ihn nicht freute,
Als er die Gier gestillt, zum Lachen trieb;
109 Des tollen Achan auch, des Diebs der Beute,  109
Der, wie es scheint, noch hier nicht tragen kann
Des Josua Zorn, der ihm im Leben dräute.
112 Sapphiren tadeln wir und ihren Mann,  112
Und loben den, der hinwarf Heliodoren;  113
Den ganzen Berg umkreist mit Schande dann
115 Polynestor, der todtschlug Polydoren.  115
Zuletzt erklingt es: Crassus, sprich, wie schmeckt  116
Das Gold, das du zur Lieblingsspeis' erkoren?
118 Der redet laut, der leis und unentdeckt,
Je wie der Drang des Leids, das wir erproben,
Uns minder oder mehr erregt und weckt.
121 Ich sprach vom Heil, das wir am Tage loben,
Hier nicht allein, nur daß zu lautem Klang,
Die mir hier nah sind, nicht die Stimm' erhoben."  121-123
124 Wir richteten nun vorwärts unsern Gang,
Nachdem wir diesen Schatten kaum verlassen,
So schleunig, als es nur der Kraft gelang.
127 Da aber zitterten des Berges Massen,  127
Als stürz' er hin, und Furcht erfaßte mich,
Wie sie den, der zum Tod geht, pflegt zu fassen.
130 Nicht schüttelte so heftig Delos sich,  130
Eh', beide Himmelsaugen zu gebären,
Dorthin zum sichern Nest Laton' entwich.
133 Rings braust' ein Ruf, um meine Furcht zu mehren,
Doch näher trat zu mir mein Meister da:
"Ich führe dich - was magst du Sorgen nähren?"
136 Und konnt' ich aus den Stimmen, die mir nah'
Erklangen, recht das ganze Lied verstehen,
Klang's: Deo in excelsis gloria!
139 Wir blieben staunend, gleich den Hirten, stehen,  139
Die diesen Sang zum erstenmal gehört,
Und ließen Erdenstoß und Lied vergehen.
142 Doch dann, zum heil'gen Weg zurückgekehrt,
Sahn wir die Schatten, die am Boden lagen,
Schon wieder vom gewohnten Leid beschwert.
145 Noch nie bekämpften sich mit solchen Plagen
In mir Unwissenheit und Wißbegier,
Mag ich auch forschend die Erinn'rung fragen:
148 Wonach ihr grübelnd je gespäht? - wie hier.
  Nicht fragen durft' ich, denn er ging von hinnen,
  Und nichts erklären konnt' ich selber mir:
  So ging ich schüchtern fort in tiefem Sinnen.

Seitenanfang

Einundzwanzigster Gesang

Erläuterungen:

1 Der Zweck des Papstes, sich hier zu reinigen, war wichtiger als der des Dichters, noch mehr zu erfahren; der Wille des Erstern, daß er gehen möge, daher besser begründet, als der des Letztern, noch länger zu bleiben. Daher that Dante, obwohl noch unbefriedigt, auf weitere Fragen Verzicht.

4 Der Grund war frei zum Gehen, wo keine Büßenden ausgestreckt lagen.

6 Man denke, um dies Gleichniß zu verstehen, an einen festen Thurm, an dessen Zinnen inwendig ein schmaler Weg hingeht, auf welchem die Vertheidiger stehen.

7 Das Übel, das die Welt erfüllt, ist der Geiz, welchen der Dichter schon in der Hölle Ges. 1 V. 94 als die Wurzel der meisten anderen Laster bezeichnet hat. Wir finden ihn auch jetzt wieder V. 10 als Wölfin dargestellt.

15 S. die Hölle Ges. 1 V. 101 und die dazu gehörige Anmerkung. Die Ähnlichkeit der Bezeichnung des Geizes in beiden Stellen macht es höchst wahrscheinlich, daß der Dichter auch hier an den Veltro (die Dogge) gedacht habe, welche er in der angegebenen Stelle gemeint hat.

19 Hier folgen Beispiele würdig ertragener und ruhmvoller Armuth, welche einer der Büßenden preist.

25 Fabricius, als Gesandter der Römer zu Pyrrhus, König von Epirus, geschickt, blieb ungeachtet seiner Armuth eben so unempfindlich gegen die vom Könige ihm gebotenen Geschenke, als gegen den Elephanten, der auf des Königs Veranstaltung hinter ihm plötzlich hervortrat.

32 Nicolaus, der Heilige, stattete drei junge Mädchen aus, welche ihr Vater aus Armuth Preis geben wollte

36 Auf die Frage: warum der eine Schatten allein spreche? folgt die Antwort V. 121-123.

40 Der Büßende hält die noch lebenden Mitglieder seines Geschlechts für so ruchlos, daß er sie zum gläubigen Gebete nicht fähig meint, und daher auch durch sie keine Abkürzung der Reinigungszeit erwartet.

43-69 Der Dichter läßt hier Hugo den Großen, Herzog von Frankreich, Orleans und Burgund, den Stammherrn der Capetinger, auftreten, um seinen ganzen Groll gegen die Dynastie auszuschütten, von welcher sein Hauptfeind abstammte. (S. die Einl.) Als die Karolinger, eben so wie zwei Jahrhunderte früher die Merowinger, durch eigene Nichtigkeit zu Grunde gegangen waren, wurde Hugo Capet, Sohn des großen Hugo, Urenkel Roberts des Starken, im Jahre 987 zum Könige von Frankreich gewählt. Hieraus ergiebt sich, daß der Dichter, wenn er V. 52 den Hugo sich einen Metzgersohn nennen läßt, einer Fabel folgte, welche wahrscheinlich der Haß gegen die herrschende französische Dynastie zur damaligen Zeit in Italien ausgesprengt hatte. Benvenuto d'Imola glaubt noch, auf Dante's Autorität, daß sich die Sache wirklich so verhalten habe. - Auch das, was Dante V. 54 anführt: das nämlich schon zu Hugo's des Großen Zeit nur noch Einer der Karolinger gelebt habe, ist schwer mit der Geschichte zu vereinigen, man möge die panni bigi des Originals erklären, wie man wolle. Denn Hugo der Große starb im Jahr 956, und als 31 Jahre später sein Sohn nach Ludwig des Fünften Tode den französischen Thron bestieg, machte Karl, Herzog von Lothringen, Ludwigs Ohm, Ansprüche auf den Thron, wurde aber geschlagen und gefangen. Diesen letztern meint wahrscheinlich Dante, indem er die Zeit Hugo des Vaters mit der Hugo des Sohns verwechselt. In den V. 46-48 deutet der Dichter, immer von dem Standpunkte des Jahres 1300 ausgehend, prophetisch auf die im Jahre 1302 erfolgte Vertreibung der Franzosen aus Flandern. - In V. 61-69 spricht er von der von ihm für widerrechtlich gehaltenen Vergrößerung der Macht des königlichen Hauses, von der Erwerbung des Reichs Neapel und des Hohenstaufen Konradin bekannter Hinrichtung. - Den Thomas von Aquino soll Karl auf dem Wege zum Concilium von Lyon haben vergiften lassen.

70-78 S. die Einleitung, namentlich dasjenige, was dort über die Besetzung von Florenz durch Karl im Jahre 1307 gesagt ist. Er war ohne Armee nach Italien gekommen und erst durch die Hülfe des Papstes zu Anwerbung von Soldaten in den Stand gesetzt worden.

79-84 Karl der Zweite, Sohn Karls des Ersten, Königs von Neapel und Sicilien, war in einer Seeschlacht, welche er dem Admiral Peters von Arragonien geliefert, gefangen worden. Seine Tochter Beatrix verheirathete er an den schon alternden Markgrafen Azzo den Sechsten, von welchem er, wie man sagt, dafür eine große Summe Geldes empfing.

85-93 Philipp der Schöne von Frankreich sandte, als er vernahm, daß Bonifaz der Achte den deutschen König Albrecht gegen ihn zum Kriege zu reizen suche, den vom Papste verbannten Sciarra Colonna und einen seiner eigenen Vasallen, Wilhelm Nogaret mit Truppen nach Italien. (S. Anm. zur Hölle Ges. 27 V. 88 u. 110.) Sie fanden den Papst in Anagni (im Texte Alagna genannt), einer kleinen Stadt in der Campagna di Roma, unvertheidigt, aber im Ornate seiner Würde, und entschlossen, eher sein Leben, als etwas von dieser Würde aufzuopfern. Aber Nogaret ließ sich von ihr nicht einschüchtern und verhaftete ihn unter groben Mißhandlungen. Zwar befreiten ihn wenige Tage darauf die Bürger von Anagni, und Bonifaz kehrte nach Rom zurück; aber der erlittene Schimpf hatte sein stolzes Gemüth so empört, daß er 35 Tage darauf vor Gram und wüthendem Zorn starb. - Bonifaz würde für einen großen Mann gelten können, wenn er nicht vergessen hätte, daß die Zeiten Gregors VII. vorüber seien, und daß kein Menschenarm vermöge, das Rad der Zeit, welches nach dem durch die Weltgeschichte laut verkündeten Schlusse der ewigen Vorsehung in langsamer, gleichmäßiger Bewegung, aber unaufhaltsam, vorwärts rollt, zum Zurücklaufe zu zwingen. Er erfuhr, was Alle, die also thun, erfahren müssen, daß derjenige, der dies frevelhaft wagt, von dem gewaltigen Rade später oder früher eben so unfehlbar zerschmettert wird, als derjenige, der, nicht minder frevelhaft, es versucht, seinen gemessenen Gang zum springenden Rennen zu beflügeln. - Daß Philipp, der den Papst selbst so wenig achtete, von den Kirchengütern nahm, was er konnte, namentlich von den Gütern der Geistlichkeit einen Zehnten einzog, ohne erst um Erlaubniß zu fragen, lag in seiner Gesinnung und seinem Bedürfnisse. Uebrigens beweis't der Dichter auch hier, wie an vielen anderen Orten, hohe Verehrung vor der Stiftung, so sehr er auch die Verwalter derselben verdammt. Nicht weniger Strenge der Consequenz, als Größe der Gesinnung legt er dar, indem er die Mißhandlung desjenigen Papstes, welchen er durch das Gericht Gottes für die Hölle bestimmt glaubt (Ges. 19 V. 52), als verabscheuungswürdigen Frevel rügt, da sie durch die unbefugte weltliche Gewalt verübt worden - und zugleich die gewaltsame Einziehung der Kirchengüter tadelt, obwohl er den Verfall der Kirche hauptsächlich ihrem habsüchtigen Streben nach weltlichen Gütern zuschreibt. Nur sehr hohe Geister vermögen in Zeiten der Parteiung sich zu solchem Standpunkte zu erheben.

97 Von Jener, von der Maria. V. 19 ff.

100-102 Der Dichter bleibt seiner Meinung von der Wirkung des Lichts auch hier treu. Am Tage loben die Schatten die Tugend in Beispielen, welche als Sporn dienen, um die Büßenden vorwärts zu treiben. Aber in der Nacht, wo kein Vorschreiten möglich ist, sprechen sie von den Wirkungen des Lasters, um wenigstens nicht rückwärts zu gehen.

103 Pygmalion tödtete seinen Verwandten Sichäus, um sich seiner Schätze zu bemächtigen. Aen. I.

106 Midas, ein König von Phrygien, bat den Bacchus um die Gabe, Alles, was er berühre, in Gold zu verwandeln - bald aber um Zurücknahme dieser Huld, da auch Speise und Trank, sobald er sie berührte, sich in jenes reizende Metall verwandelten. Späterhin erwarb er sich, als Kritiker, von Apollo ein Paar Eselsohren.

109 Achan nahm, dem Verbote Josua's zuwider, einen Theil der Beute, die man bei der Zerstörung von Jericho fand, und ward zur Strafe gesteinigt.

112 Als in der ersten Zeit des Christenthums nach frommem Gebete die Gläubigen des heiligen Geistes voll waren, sagte Keiner von seinen Gütern, daß sie sein waren, sondern es war ihnen Alles gemein. Ananias, mit seinem Weibe Sapphira, verkaufte seine Güter und entwandte etwas vom Gelde mit Wissen seines Weibes, und brachte einen Theil und legte ihn zu der Apostel Füßen, worauf Beide todt zu Boden fielen. (Apostelgesch. Kap. 4 und 5.)

113 Heliodorus, der Kämmerer des Königs Seleucus, wurde von seinem Gebieter abgesandt, um die Schätze aus dem Tempel von Jerusalem wegzunehmen. Als er aber, von Kriegsknechten begleitet, seinen Auftrag vollziehen wollte, da sahen sie ein Pferd, das wohl geschmückt war; darauf saß ein schrecklicher Reiter, der rannte mit aller Macht auf den Heliodorus zu und stieß ihn mit den vordern zween Füßen etc., daß er vor Ohnmacht zur Erde sank und ihm das Gesicht verging. (Maccab. Buch 2. Kap. 3.)

115 Polynestor, König von Thracien, tödtete, nach der Aeneis, den Polydorus, welchen sein Vater Priamus während der Belagerung von Troja mit einem Theile der königlichen Schätze zu ihm gesandt hatte, und bemächtigte sich des ihm zur Verwahrung anvertrauten Gutes.

116 Crassus ließ sich vom Geize zu einem unnöthigen Kriege gegen die Parther verleiten, drang ohne genugsame Landeskenntniß vor und entschied sich, von den Feinde umzingelt, bei der Wahl zwischen Gefangenschaft und Tod, für den letztern. Als sein Leichnam von den Feinden gefunden ward, schnitten sie ihm den Kopf ab, und setzten ihn in geschmolzenes Gold mit den Worten: Aurum sitisti, aurum bibe.

121-123 Antwort auf die V. 36 enthaltene Frage.

127 Die Ursache dieses Ereignisses wird im folgenden Gesange erklärt.

130 Latona, um der Eifersucht der Juno zu entfliehen, flüchtete sich auf das schwimmende Eiland Delos, wo sie die Kinder des Zeus, Apollo und Diana (Sonne und Mond), gebar. Vor der Geburt kündigten heftige Erschütterungen der Insel das große Ereigniß an.

139 Gleich den Hirten, welchen der Engel Christi Geburt verkündete, und welche von den himmlischen Heerschaaren die Worte hörten: Deo in excelsis gloria! (Luc. 2 V. 8-14.)